Kurzer Zwischenbericht zur XT250. Die kleine Enduro ist nun seit einigen Wochen im nahezu täglichen Einsatz und fuhr sich von Tag zu Tag besser. Anfangs streikte sie etwas beim Starten und brauchte mehrere Kicks, viel Kompression und Choke. Auch im Fahrtbetrieb lief sie erstmal eine ganze Zeit lang nur im Choke. Das deutete ziemlich schnell auf eine Vergaserrevision und Reinigung hin, aber wir wollten ja erstmal ein bisschen Spaß haben. DieProbleme wurden auch von Tag zu Tag besser. AmEnde ging die XT250 mit dem zweiten oder dritten Kick an und ließ sich nach einer kurzen Aufwärmphase auch ohne Choke bewegen. Wahrscheinlich musste sich der Vergaser erstmal wieder frei fahren. Problem quasi gelöst. Am Ende musste man nur noch darauf achten nach der Fahrt den Benzinhahn zu schließen, weil sonst der Vergaser übergelaufen ist und die Maschine tropfte. All in All: Leichte Mängel, aber verdammt viel Spaß. Auch im Garten.
Wer seine XT liebt, der schiebt.
Es lief also gut mit der XT und wir haben bereits einige Kilometer runtergespult. Vor ein paar Wochen jedoch fing sie während der Fahrt an zu stottern, tat sich mit der Gasannahme schwer und starb schlußendlich ab. Ein erneutes Starten war möglich, aber sobald man Gas gegeben hat ging die Maschine aus. Tja…doof gelaufen. Wer seine XT liebt, der schiebt. Also wurde das Mopped mit etwas Oberschenkelschmalz über 2.5 Kilometer zurückgeschoben.
Nagut, jetzt ist es also definitiv an der Zeit sich den Vergaser mal genauer anzuschauen. Da die Maschine im Standgas noch läuft besteht der Verdacht dass sich eventuell eine der Düsen zugesetzt hat.
Also ran ans Zerlegen…
Die Demontage der XT250 gestaltet sich als relativ simpel. Zunächst wird erstmal der Tank geleert. Dazu einfach den Schlauch vom Vergaser trennen und den Sprit in einen Kanister füllen. Anschließend wird die Sitzbank und der Tank abgeschraubt. Danach erfolgt die Demontage des Auspuffs. Dazu braucht man nicht mehr als einen Steckschlüsselsatz mit 10er und eine 13er Nuss. Soweit so einfach. Der Vergaser selbst ist dann auch relativ schnell ausgebaut. Erst werden die Gaszüge ausgehängt und dann die Spannringe für die Gummidichtung am Ansaugstutzen und Luftfilterkasten mit einem Kreuzschlitzschraubenzieher gelockert. Danach kann man den Vergaser mit etwas Geschick vom Motorrad trennen.
Der Vergaser selbst sah äußerlich garnciht so verdreckt aus, aber das Innenleben offenbarte dann doch einiges an „Verbesserungspotenzial“. Wir empfehlen den Vergaser über einer Schale zu zerlegen und darauf zu achten, dass euch kein Bauteil abhanden kommt. Manche schrauben oder Unterlegscheiben sind sehr klein und gehen in der Werkstatt schnell verloren! Auch ist es empfehlenswert die Einzelnen Schritte mit Fotos festzuhalten, denn man vergisst beim Reinigen schnell wo die Teile ursprünglich montiert waren und dann steht man beim Zusammenbau blöd da.
Nachdem der Vergaser in seine Einzelteile zerlegt war ging es ans Reinigen. Dafür haben wir erstmal alle groben Verkrustungen mit einer Zahnbürste und etwas Benzin entfernt und anschließend alle Teile ins Ultraschallbad gelegt. Hierfür verwenden wir unseren WS43-Spezial-Reiniger (Wasser + Spüli). Im Nachgang wurden die Einzelteile dann noch mit Bremsenreiniger nachgespült. Um auf Nummer sicherzugehen wurde dann noch bei Ebay ein Vergaser-Reperaturkit nachbestellt in dem sich unter anderem eine neue Membran für die Beschleunigerpumpe, diverse Düsen und Dichtungen befunden haben.
Nachdem alles gereinigt wurde ging es wieder an den Zusammenbau. Die alten Düsen und O-Ringe wurden gegen neue ausgetauscht und auch die Dichtung erneuert. Um die Orientierung nicht zu verlieren haben wir uns einfach an unseren Fotos sowie einer im Internet gefundenen Explosionszeichnung orientiert. So wurden Schritt für Schritt die Bauteile wieder zusammengesetzt. Die Luftgeschmischschraube wurde auf Werkseinstellung gesetzt. Hierzu dreht man die Schraube erst soweit ein, bis sie leicht aufsitzt und dreht sie anschließend 2,5 Umdrehungen wieder raus. Da die Dichtung des Ansatzstutzens beim Auseinanderbauen kaputt gegangen ist, haben wir uns jetzt übergangsweise erstmal mit etwas Krepp-Klebeband beholfen. Das ist zwar nicht sehr elegant, tut aber erstmal seinen Zweck.
Der Einbau in den Rahmen gestaltet sich bei der XT etwas frickelig, aber mit ein bisschen Geschick hat man auch dieses Problem schnell gemeistert. Anschließend wurden die Gaszüge wieder angebracht, der Tank und Auspuff montiert und es konnte endlich getestet werden.
Zündung an, Choke rein, erster Kick…zweiter Kick, dritter Kick…sie lebt! Die Maschine drehte schnell auf ca. 3-4 Tausend Umdrehungen hoch und lief sehr ruhig. Nach kurzer Zeit haben wir den Choke rausgenommen und sie Pendelte sich gleich bei knapp 1200 rpm ein. Hochdrehen lässt sie sich endlich auch wieder. Jetzt kann der Winterspaß also kommen.
4 Comments
Hallo Stefan, bin zufällig auf Deine Seite gestoßen und möchte Dich sehr loben. Ganz toll gemacht. Endlich mal jemand, der
die ” kleine XT ” ausgiebig zu würdigen weiß….! Ich besitze meine seit fast 40 Jahren ( Sonderlackierung grau/rot/schwarz ) und bin gerade dabei, sie für den TÜV klar zu machen. Sie war 12 Jahre abgemeldet und dementsprechend viele Baustellen gibt es. Spannungversorgung 6V für die Blinker, Drehzahlmesser zerlegen- hatten sich Teile gelöst, Lenkradschloß erneuern- Schlüssel abgebrochen, Vergaser reinigen- Grünspan und vieles mehr. Hoffe aber, in diesem Sommer noch fahren zu können.
Naja, für mich ist es gerade ein Deja-Vue, eine Reise in die Vergangenheit. Kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, wie ich meine neu bei Hein Gericke in Düsseldorf abgehohlt habe. Zu der Zeit war da immer die Hölle los. Hatte mich bewußt für die 250 er entschieden, weil ich sie vom Design und Lackierung her einfach ” wunderschön ” fand. 🙂 Und das bis heute. Ich habe damals keine Kiesgrube oder Autobahnbaustelle ausgelassen…. oder bin mit ihr bis nach Lappland. Ich sage immer: Mit der XT 250 kommt man überall hin. Dauert vielleicht nur ein wenig länger.
schöne Grüße
Rainer
Hallo Rainer,
Danke für deine tolle Geschichte! Ich bin auch erst der zweite Besitzer dieser Maschine, vorher war sie knapp 35 Jahre lang im Besitz einer Familie aus dem Schwarzwald.
Wie oft musstest du denn Tanken als du nach Lappland bist! Ich komme mit einer Füllung auf etwas mehr als 100 km Reichweite. Eine größere Tour haben wir auch schon geplant, mal schauen wo es hingeht.
Viele Grüße,
Stefan
Hallo Stefan,
schön zu sehen und zu lesen, wie schön Ihr Euch um die kleine Viertelliter XT kümmert.
Ich bin nun auch fast fertig, mit meinem XT 250 Projekt. Aber es war mehr, viel mehr Arbeit als gedacht.
Wenn Deine XT eine Reichweite von nur etwas mehr als 100 Kilometer hat, dann stimmt da etwas nicht, wahrscheinlich läuft der Vergaser über. Sieht man ja nicht auf dem ersten Blick, weil es ja über den Schlauch nach unten abgeführt wird.
Ich bin derzeit gerade daran einen gebrauchten Vergaser wieder aufzubauen. Der war komplett in seine Einzelteile zerlegt. Eine Explosionszeichnung habe ich wohl, aber wenn Du so nett sein könntest und mir ggf. die Bilder von Eurer Vergaser Revision zukommen lassen könntest, dann würde ich mich ein bisschen leichter dabei tun.
Macht Spaß Eure Projekte zu verfolgen.
Beste Grüße,
Dirk
Hallo Dirk,
ich schaue mal was wir noch für Fotos haben. Leider ist man dann während des Zusammenbaus doch etwas konzentrierter als man denkt und vergisst dann Fotos zu machen. Die Explosionszeichnung hilft aber auf jeden Fall sehr gut.
Die Reichweite ist jetzt auch besser geworden, in der Tat hat der Schwimmer etwas gehangen. 🙂
LG,
Stefan